Kehrtwende

Es ist kaum zu glauben, aber die dunkle Zeit des Jahres kehrt uns auch schon wieder den Rücken. Ab jetzt kommt uns die Sonne wieder näher. In der Zeit der frühen Abenddämmerung, des Kerzenscheins und der langen Nächte gelingt es mir am besten, zur Ruhe zu finden und tief in mich zu horchen. Was ist dort zu finden? Welche Gedanken und Bilder tun sich in der Stille auf? Wie gehe ich mit ihnen um? Was, wenn ich etwas entdecke, dass ich gar nicht sehen will? Wohin mit dem ungeliebten?

Auch dafür gibt es gute Plätze! Mach dich auf die Suche und erforsche, wie du am besten damit klar kommen kannst. Hier schreibe ich dir ein paar Gedanken und Anregungen dazu auf:

Wenn du etwas an dir entdeckt hast, dass gar nicht so ehrenswert und schön ist, muss ich dir als Erstes gratulieren: Super! Du hast ganz schön viel Mut bewiesen! Du hast hingeschaut!

Aber was nun? Ich glaube, am wichtigsten ist es, zu wissen, mit was genau du es zu tun hast- lerne deine Monster kennen. Finde Bilder, Lieder, Geschichten, die deine Situation illustrieren. Oft finden sich solche Themen in Theaterstücken, Kinofilmen in Märchen, Geschichten, Sagen. Der Zugang zu unterschiedlichster Musik ist heute so einfach- finde die Melodien, die deine Gedanken und Gefühle beschreiben. Schreibe auf, was du da entdeckt hast. Was genau ekelt dich daran, was findest du schlecht? Gibt es auch eine gute Seite daran? Könntest du dich vielleicht mit einem Aspekt davon anfreunden?

Wenn du dann ein Bild davon hast, mit wem du es zu tun hast, kannst du Wege finden, damit umzugehen. Zähme dein Monster! Es ist gut zu wissen, was dein Monster nährt und was es schwächt. Wie kannst du es am besten in dein Leben integrieren, wo ist der richtige Platz dafür. Welche nutzbaren Eigenschaften hat dein Monster? Ein Beispiel: Wenn etwas nicht funktioniert, wie ich es mir vorstelle, entwickelt sich oft Wut! Gezähmte Wut ist ganz viel Kraft das kann auch sehr nützlich sein- vor allem, wenn etwas gerade nicht funktioniert und ich viel Kraft brauchen kann, um neue Lösungen zu finden. Manchmal braucht es ein Um die Ecke denken, damit wir den Sinn hinter den Dingen verstehen lernen.

Nutze die Stärken deiner Monster! Ihr seid jetzt ein Team und es kann sicher auch mal hilfreich, ein großes, stinkendes, haariges Monster an seiner Seite zu haben! Sammle noch Ideen, wie du eure Freundschaft pflegen kannst.

Nimm dir immer wieder mal Zeit solche ungeliebten Seiten kennenzulernen und zu zähmen. Die Herbstzeit lädt dich dazu ein. Setze dich mit den dunklen Aspekten auseinander und nutze sie! Selbst die dunkelste Nacht enthält ein bisschen Sonnenschein. Immer, wenn ich in der Dunkelkammer Fotos entwickle, merke ich, wie hell es in der Dunkelheit sein kann. Es kommt immer darauf an, woher man gerade kommt. Wenn ich mich am Abend ins Bett lege und das Licht ausschalte, kommt es mir zu Beginn stockdunkel vor, bin ich dann eine Weile im Raum, kann ich immer mehr Umrisse erkennen und je länger ich schaue auch Details. Oder, wenn ich aus dem Haus gehe und die Sonne scheint, ist es mir am Anfang oft viel zu hell und ich kann gar nichts erkennen, weil mich das ganze Licht so blendet. Es kommt immer darauf an, worauf ich gerade eingestellt bin und manchmal ist einfach ein bisschen Zeit nötig, um mich an die Situation anzupassen und mit ihr klar zu kommen.

Ich wünsche dir die Fähigkeit, neue Gedankenwege und Verhaltensweisen zu kreieren, damit du alles, was du in dir entdeckst, akzeptieren kannst.

Viel Kraft dafür!

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