Routinen pflegen

In den letzten Wochen habe ich meine Routinen minimal gehalten. Ich war auf Reisen, ganz im Moment. Ich habe die automatisierten Abläufe links liegen lassen und spontan erlebt, was von außen vorgegeben wurde. Jeder Tag war anders. Das war eine schöne Unterbrechung, eine bereichernde, inspirierende Zeit. Aber sie war auch chaotisch, unstrukturiert und emotional. Für mein Herz und mein Wesen war es eine fantastische Zeit, berauschend, bunt und spannend- denn ich wusste nie, was der Tag bringt. Ich hatte maximalen Input und minimalen Output.

Jetzt höre ich wieder damit auf, denn für meine Arbeit war es eine sehr kurzfristige Freude. Kein Newsletter, keine Artikel, nur ein paar Ideen auf losen Zetteln. Nichts wurde fertig, alles blieb vage formuliert und eher im Gedanken. Wenn ich gut arbeiten will, brauche ich einen Alltag, der mich dabei unterstützt. Ich reserviere mir Zeit für Handlungen, die mich stärken. Ein Morgen Stretch, reichhaltiges Essen, Zeit zu lesen, Zeit zu schreiben. Zeit, um Alltagskram zu erledigen, der mich stören würde, wenn ihn niemand macht, Zeit, um mich mit interessanten Menschen zu treffen und auch Zeit für Nichts- oder eben für das was gerade notwendig ist.

Routinen formen den Geschmack des Lebens…

Sie können dafür zuständig sein, dass wir uns gut ernähren, Zeit für das haben, was wir gerne tun, unsere Talente pflegen; oder aber auch, immer das Gefühl haben, nicht mit der ganzen Arbeit fertig geworden zu sein, dass Zeit fehlt, dass wir Ziele nicht erreichen können. Die bewusste Auseinandersetzung mit unseren Alltagsroutinen kann viel Kraft und Zeit freisetzen. Wie verbringe ich meinen Tag? Welche Handlungen mache ich automatisch, ohne zu hinterfragen? Welche Aufgaben habe ich übernommen? Wie schaut mein idealer Tagesablauf aus? Es lohnt sich, den Blick auf die Routinen zu richten und diese optimal zu gestalten. Denn wenn wir nicht selbst bestimmen, mit was wir unsere Zeit verbringen, tun es andere für uns.

Let´s get started!

Um nützliche Routinen ins Leben zu integrieren, gibt es eine einfache Methode! ANHEFTEN! Die gewünschte Handlung, zum Beispiel ein „Morgenworkout“, wird einfach an eine bereits existierende Routine, zum Beispiel „Zähneputzen“ angeheftet. Nun kann man jeden Morgen mit frisch geputzten Zähnen seinen Körper trainieren. So wird, nach einiger Zeit, wenn die anfänglichen Abwehrmechanismen überwunden sind, das Workout im gleichen Maß zur Selbstverständlichkeit wie das Putzen der Zähne und der Drang nach Bewegung kommt von ganz allein. Solche Handlungen helfen uns ans Ziel zu kommen. Durch das alltägliche arbeiten an ihnen, nähern wir uns mit kleinen, aber konstanten Schritten an.

Routinen JA oder NEIN?

Nachteile: Zu viel Routine macht starr und lässt zu wenig Freiraum für Spontanität. Wenn der ganze Tag schon klar strukturiert ist, bleibt keine Zeit für Abenteuer. Ist das eigene Denken nur auf „Aufgaben ausführen“ eingestellt fehlt der Blick für das Unerwartete, kein Platz zum „Um die Ecke denken“. Wir befinden uns in der komfortablen Zone des routinierten Handelns und es verlangt Mut und Aktivität diese zu verlassen und draußen zu wachsen. Der Blick ist auf Details gerichtet, kleinkariert und fokussiert, ein „Zoom out“, also das eigene Leben aus der Ferne zu betrachten, ist mit dieser Haltung nicht möglich, also wenig Chancen für kreative Lösungen bei Problemen.

Vorteile: Routinen bilden Stabilität, sie geben vor und verlangen wenig aktive Entscheidungen. Die Frage, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für Sport ist, stellt sich nicht. Wenn eine neue Verhaltensweise etabliert ist, haben wir sie akzeptiert und können gezielt am Thema arbeiten. Ablenkungen haben es da schwer! Durch kontinuierliches Arbeiten erreicht man langfristige Ziele, es entsteht die Gelegenheit Wachstum und Fortschritt über längere Zeiträume zu beobachten.

Belohnungen!

Sie sind der Grund, warum es manchmal schwerfällt, konstant an großen Projekten zu arbeiten. Kleinigkeiten sind schnell erledigt und dieses gute Gefühl von „Jetzt hab ich’s geschafft“ kommt sofort. Bei Langzeitprojekten muss man sich da schon ein bisschen schlauer anstellen. Das Ziel in kleine, realistische Teilziele splitten und dann noch überall eine kleine Belohnung recht feierlich platzieren, damit es keine Probleme mit der Motivation gibt. Wer sich Zeit zum Arbeiten einplant, soll auch so verwegen sein, sich Zeit zum Feiern im Kalender zu notieren, sonst kann es passieren, dass man irgendwann gar nicht mehr fasst, was alles gut läuft und bereits erreicht wurde.

Letztendlich geht es um die Balance zwischen dem, was guttut und was zu viel ist. Lässt sich eine Routine für „spontan zu verplempernde Zeit“ vielleicht auch nach dem Mittagessen anheften? Ich werde einen Versuch wagen!

Es fühlt sich lebendig an, einfach vom Schreibtisch aufzustehen und nackt in den wilden, kalten Fluss des Unbekannten zu springen. Am besten funktionieren Routinen, wenn sie immer mal wieder unterbrochen und neu ausgerichtet werden, sonst ist es zu staubig und hat wenig Reiz. So kann sich das Leben mit all seinen Facetten zeigen, denn es geht nicht nur darum, Arbeiten möglichst gut auszuführen! Ein Wechselspiel von erbauen und zerstören, von kommen und gehen, das ist Lebendigkeit. So wie in einem Jahr alle Zeitqualitäten Platz finden, braucht ein reichhaltiges Leben Platz für das, was von allein kommt.

Ich wünsche dir ein Jahr mit allem! =)

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