Einsamkeit1

Stille. Leere. Grau und kalt. Glätte. Härte und Asphalt. Halliger Klang und steinerne Wand. Leblose Weite und einsame Hand. Ohne Verbindung von Herz zu Herz, kein Austausch mehr, nur noch der Schmerz.

Selbst bestimmen, wie ich will, voll Konzentration und still. Gedanken formulieren, mein Inneres erkunden, mit der Essenz verbunden. All der Raum ist mein, ich liebe es, allein zu sein.

Die Einsamkeit als einfaches „alleine sein“ zu beschreiben, ist zu kurz gegriffen. Unterschiedliche Empfindungen können das separiert sein begleiten. Je nach Situation und Person kann Einsamkeit viel Klarheit bringen und als Befreiung gesehen werden. Einsamkeit bringt die Chance der Ausdehnung. Wenn ich Einsamkeit als Handlung denke, fallen mir gleich „abschneiden“, „ausräumen“ und „entleeren“ ein. Diese drei Verben haben eine stark transformierende Komponente.

  • Wenn ich mich von etwas abschneide, kann ich mich neu verbinden, etwas anderes kann wachsen.
  • Wenn ich einen Raum ausräume, dann kann ich ihn neu definieren, seine ganze Größe wahrnehmen.
  • Wenn ich mich entleere, ist das erleichternd, klärend und setzt neue Kraft frei.

Bewegung kommt ins Spiel. Mut ist gefragt. Einsame Zeiten lassen uns auf den Boden der Tatsachen aufprallen. All die Beschönigungen und Weichzeichner fallen weg und wir sehen Tatsachen. Ungeschöntes Erkennen birgt ein großes Potential. Wer sein Haus auf solidem Boden baut, wohnt sicher. Also ist dieser knallharte Boden vielleicht die beste Ausgangsposition für das, was sich von nun an entwickelt.

Auch in der Natur stehen die Zeichen im Moment auf „Reduktion“. Der Herbst hält Einzug, die Laubbäume stehen pur in der Landschaft. Wachstum verlangsamt sich, stellt sich bald ein. Die Kräfte gehen zurück in den Boden. Letzte Früchte werden geerntet und es wird früh dunkel. All diese Vorgänge können von uns unterschiedlich bewertet werden. Das Beobachten der Natur erlaubt mir, diese Abläufe mehr forschend als emotional zu betrachten.

Wegbegleiter, in Zeiten der Isolation: Niedrige Erwartungen, das Annehmen der (manchmal ungenießbaren) Realität, der Blick nach vorne. Definieren, was sich ändern soll. Aussöhnung, sich selbst gut umsorgen, das tun, was zu tun ist. Schritt für Schritt durch diese Zeit gehen.

Die Essenz der Einsamkeit ist, die Verbindung zu dir selbst.

Im nächsten Beitrag wird Marcel Fantoni auf meine Gedanken antworten. Wenn du mehr über ihn erfahren möchtest, schau auf seinen Blog: https://www.marcelfantoni.ch/blog

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